Städtebauliches Gesamtkonzept
Das im 'Bebauungsplan 102 neu' festgelegte städtebauliche Konzept für den Campus der ehemaligen Nibelungenkaserne sieht eine großmaßstäbliche Bebauung mit großzügigen Grünflächen in den Zwischenbereichen vor. Diesem Leitbild folgend schlagen wir eine 'klammerartige' Bebauung vor, die die Ränder des vorgegebenen Baufelds besetzt und den Studierenden im Zentrum des Grundstücks eine großzügige landschaftlich modellierte Grünfläche bietet. Der Gebäudekopf zur Franz-Mayer-Straße wird fünfgeschossig ausgebildet und markiert die Adresse und den Zugang zur Studentenwohnanlage. Nach Norden hin wird der Baukörper mit vier Obergeschossen fortgeführt, wobei der Geländeversprung von knapp drei Metern genutzt wird, um die notwendigen Bewohner-stellplätze (PKW und Fahrrad), sowie die Flächen für Müll und Technik unterzubringen.
Erschließung
Die Studentenwohnanlage wird an der Franz-Mayer-Straße erschlossen. Durch das zurückspringende Erdgeschoss wird eine kleine Vorplatzsituation geschaffen an der sich erste öffentliche Nutzungen angliedern. Das Haupttreppenhaus mit barrierefreiem Aufzug und Briefkästen/Klingeln wird hier erschlossen. Zudem ist hier die öffentliche Fahrrad-verleihstation verortet. Eine großzügige Promenade leitet die Studierenden und ihre Besucher in die Tiefe des Grundstücks. Vorbei an weiteren gemeinsamen Einrichtungen wie Hausmeisterdienst und Waschlounge mündet die Promenade im Norden in einem kleinen überdeckten Platz. Von hier werden weitere Treppenhäuser erschlossen, der große Gemeinschaftsraum öffnet sich zum überdeckten Freibereich, sowie zum Garten nach Süden. Eine Fahrradrampe bindet die Wohnanlage an den tiefer gelegenen Grünzug im Norden und die hier verlaufende Radwegeverbindung in Richtung Universität an.
Alle notwendigen PKW-Bewohnerstellplätze werden in einer frei belüfteten Parkgarage im Untergeschoss untergebracht. Der vorhandene Geländeverlauf ermöglicht eine Zuwegung entlang der östlichen Grundstücksgrenze und eine ebenerdige Zufahrt. Hier werden auch die notwendigen verschließbaren Fahrradstellplätze angeboten. PKW-Besucher-stellplätze werden entlang der südlichen Grundstücksgrenze an der Franz-Mayer-Straße, sowie entlang der Zuwegung zur Parkgarage angeboten. Fahrradstellplätze für Besucher befinden sich in den überdeckten Außenbereichen im Eingangsbereich, sowie vor dem Gemeinschaftsraum, nahe der Fahrradrampe.
Die Obergeschosse werden über drei einläufige Treppenhäuser erschlossen, die so angeordnet sind, dass die Fluchtweglängen eingehalten werden. Aus den Treppenhäusern werden die Appartements und Wohngruppen über Laubengänge erschlossen. Die Laubengänge sollen Ort der Kommunikation werden. Fest installierte Tische und Bänke bieten balkonartige Außenbereiche, die Fluchtwegbreiten bleiben aufgrund der Unverrückbarkeit der Sitzelemente erhalten. Im Osten und Westen orientieren sich die Laubengänge zum grünen Innenhof, im Norden zum querverlaufenden großzügigen Grünzug.
Raumprogramm und Funktionalität
Die ‚Richtlinien für die Förderung von Wohnraum für Studierende’ fordert die optimale Ausnutzung von Grundstücken beim Bau von Studentenwohnanlagen. So wird im vorliegenden Entwurf die Anzahl von 216 Wohneinheiten städtebaulich verträglich nachgewiesen.
Die Gebäudeecken werden grundsätzlich von Wohngruppen besetzt, entlang der Laubengänge sind die Einzelappartements angegliedert. Die Appartements verfügen jeweils über eine kleine Küche mit Sitzgelegenheit zum Laubengang. Vielfältige Blickbeziehungen und Kommunikationsmöglichkeiten zu Nachbarn auf dem Laubengang oder im Garten werden hier geboten. Eine kleine Sanitäreinheit trennt den rückwärtigen Individualraum mit Schlaf- und Arbeitsbereich vom belebten Bereich am Laubengang ab. Eine Schiebetür zwischen Küche und Individualraum ermöglicht den Studierenden konzentriertes Arbeiten auch bei lauteren Aktivitäten im Innhofbereich. Durch das Weglassen der Wohnungstrennwand im Küchenbereich sind die Einzelappartements auch zu Zweierappartements zusammenschaltbar.
Die Individualräume der Wohngruppe sind jeweils ost- bzw. westorientiert. Die Wohngruppen verfügen in der Regel über zwei Sanitäreinheiten, sowie eine gemeinsame Wohnküche und einen kleinen Garderobenbereich im Eingang.
Alle Gemeinschaftlichen Einrichtungen werden im Erdgeschoss verortet. Der große Gemeinschaftsraum liegt zwischen dem begrünten Innenhof und dem Grünzug im Norden und öffnet sich mit verglasten Fassaden zu beiden Seiten. Der Raum ist teilbar in einen Freizeitbereich und eine große Gemeinschaftsküche. Entlang der bereits beschriebenen Promenade befinden sich der Hausmeisterdienst und die Waschlounge in eingeschossigen Pavillons. Die Ausrichtung der Pavillons durchbricht die Orthogonalität des Grundrisses bewusst, um hier in spielerischer Art und Weise eine Verzahnung von Haus und Landschaft zu schaffen.
Konstruktion und Material
Der Sockel des Gebäudes, der die Parkgarage und die Technik aufnimmt wird vor Ort errichtet und mit einem hellbraunen Klinker verblendet. Das Material Klinker findet im Erdgeschoss zudem Verwendung bei der Ausformulierung der eingeschossigen Pavillons, sowie den Stützmauern zum Gartenbereich und den befestigten Flächen der Promenade.
Das Konstruktionsprinzip der Wohnanlage beruht auf einem Achsmaß von 2,8m. Um der angestrebten schnellen Realisierung Rechnung zu tragen, schlagen wir eine modulare Bauweise vor. Die Stahlbetondecken und -wände werden im Werk vorgefertigt und können auf der Baustelle zügig montiert werden. Ebenso werden die Fassaden im Werk vormontiert. Die sogenannten Elementfassaden bestehen zum Laubengang aus Holz-Glas-Elementen, die Außenfassade bildet eine Alu-Glas-Elementfassade aus recyceltem Aluminium. Alle Fassaden werden den Standards des Wärmeschutzes gemäß dimensioniert und mit thermisch getrennten Profilen ausgestattet. Der Laubengang wird über Isokörbe am Rohbau befestigt, die Lasten werden über Fertigteilstützen in den Baugrund eingeleitet.
Alle verwendeten Materialien entsprechen den Gestaltungsleitlinien des Campus und bestehen aus recycletem und recyclingfähigem Material bzw. nachwachsenden Rohstoffen. Wirtschaftlichkeit
Das klare Konstruktionsprinzip mit einem hohen Maß an Vorfertigung, sowie der hohe Wiederholungsfaktor lassen eine Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb erwarten. Alle Fensterflächen können entweder vom Laubengang aus gereinigt werden oder sind durch öffenbare Fenster in den Zimmern erreichbar. Durch die Ausbildung der Erschließung als außenliegender Laubengang reduziert sich die zu beheizende Fläche, was sich positiv auf die benötigte Heizenergie auswirkt. Die Parkgarage wird natürlich belüftet, Aufwendungen für Lüftungsanlagen entstehen hier nicht.
Freiräumliches Gesamtkonzept
Zentrales Erschließungselement ist die von Süd nach Nord verlaufende Promenade, die analog zur Ausbildung des Gebäudesockels und der eingeschossigen Pavillons mit einem Klinkerbelag ausgestattet wird. Von hier erreicht man, teilweise über Treppenanlagen die Schotterwege im grünen Hof.
Die Wegeverbindungen orientieren sich an der bestehenden Höhensituation, zwischen den Wegen spannen sich Kiesterrassen begrenzt von Carpinus Betulus auf und bieten Rückzugsmöglichkeiten im Grünen. Terrassen und Treppenstufen im Wall der Promenade verstricken die Wege kreuzweise miteinander.
Im südlichen Grundstücksbereich, angrenzend an die Besucherstellplätze schlagen wir eine extensive Begrünung vor. Der erhaltenswerte Baumbestand im zentralen grünen Hof wird respektiert und durch Acer rubrum, Hainbuchen und Amelanchier ergänzt.
Westlich des Gebäudes wird eine Wegeverbindung von der Franz-Mayer-Straße zum nördlich verlaufenden Grünzug geschaffen.
Energetisches Konzept
Um den KfW70 Standard zu erreichen schlagen wir ein energetisches Konzept vor, dass auf einer Wärmeversorgung durch eine gasbetriebene Absorptionswärmepumpe beruht. Die Beheizung der Appartements und Gemeinschaftsflächen erfolgt über eine Fußbodenheizung. Eine bedarfsgerechte zweistufige Entlüftung in den WC Bereichen mit Nachströmung über die Fensterfalze stellt den Feuchteschutz sicher. Ansonsten werden alle Räume natürlich belüftet. Für die Beleuchtung wird ausschließlich LED-Technik verwendet. Optional schlagen wir eine Photovoltaikanlage angepasst an den Eigenbedarf auf den Dachflächen vor. Des weiteren wird eine Grauwassernutzung zur Gartenbewässerung angestrebt. Die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen ist allerdings im weiteren Planungsverlauf zu überprüfen.
Brandschutzkonzept
Die Entfluchtung des Gebäudes wird über drei Fluchttreppenhäuser sichergestellt, die Fluchtweg-längen werden von jedem Punkt eines Aufent-haltsraums eingehalten. Die Länge des Stichflurs zur Wohngruppe im östlichen Gebäudeflügel unter-schreitet das zulässige Maß von 15m knapp. Das 4. Obergeschoss zur Franz-Mayer Straße verfügt lediglich über ein Treppenhaus, ist allerdings von der Franz-Mayer-Straße aus leicht anleiterbar. Es werden ausschließlich bauaufsichtlich zugelassene Materialien und Konstruktionen in den entsprechenden Brandschutzklassen verwendet.