Analyse
Die Qualität der vorhandenen Siedlung liegt in Ihrem offenen Charakter mit großzügigen Grünflächen und eindeutigen Raumkonfigurationen und räumlichen Überganssequenzen (Straßenraum – Vorgarten – Eingangbereich – Treppenhaus – Wohnung – Garten). Zugehörig zu dieser Raumfolge sind sich darin abbildende Gemeinschaften, die für funktionierende Nachbarschaften notwendig sind. Hieraus und aus dem baulichen Archetypus des 50-/60-er Jahre Siedlungsbaus (zweigeschossige weiß verputzte Satteldach-Zeilenbauten) entsteht die als positiv und zukunftsfähig empfundene Siedlungsstruktur des Bestands.
Konzeption
Es wird vorgeschlagen und am vorgegebenen Grundstück exemplarisch entwickelt, die bisherige Zeilenstruktur in eine Folge von L-Haustypen zu überführen. Das Bild aus schlichten weiß verputzten Häusern, einfachem Lochfassadenduktus und starker Durchgrünung soll als Siedlungscharakter erhalten bleiben und erfährt nur in der Dach- ausbildung und im Detail der Fenstergrößen und deren Detailausbildung eine zeitgemäße Neuformulierung.
Das Ergebnis der Analyse, dass eindeutige räumliche Übergangssequenzen funktionierende Nachbarschaften entstehen lassen, wird aufgegriffen und mit dem vorliegenden Entwurf gegenüber dem Bestand sogar noch spezifiziert. Dem Straßenraum/Bürgersteig folgt ein den Haus- eingängen jeweils vorgelagerter baulich gefasster kleiner Vorplatz mit Baum und Bank. Von hier aus erfolgt überdacht und schon windgeschützt das Eintreten in einen eingeschossigen baulich vorgeschobenen Eingangspavillon, so dass den täglichen Abläufen des Eintretens, ggf. mit Postentnahme, Taschen abstellen, Schirm einklappen, Kinderwagen abstellen, „Pläuschchen halten“ etc. Raum gegeben ist. Das Treppenhaus selbst mag groß erscheinen, ermöglicht jedoch das Anbinden sämtlicher Wohnungen eines Hauses an ein Treppenhaus und somit sowohl das Ausbilden einer Hausgemeinschaft als auch Raum für das Innehalten und Kommunizieren mit den Nachbarn. Nicht zuletzt reduziert diese Lösung Folgekosten, da je Haus nur ein Aufzug benötigt wird. Die großzügige Außenorientierung der Treppenhäuser ermöglicht die Kontaktaufnahme zu Vorplatz und Garten – erneut ein Kriterium zur Entwicklung von Haus- gemeinschaften. Durch die Positionierung des Treppenhauses im Knickpunkt der L-Haustypen werden oftmals minderwertige Wohnungen an dieser Grundrissposition vermieden.
Die Wohnungen selbst sind so entwickelt, dass sich die Individualräume und Bäder um einen kleinen, dem Eingangsbereich angelagerten Flur gruppieren und ein jeweils großzügiger Wohn-, Essbereich am Ende der Raumfolge liegt. So entstehen bewährte und gut nutzbare Grundrisse, die auf hohe Nutzerakzeptanz stoßen werden Auf jeweils übereinander angeordnete Sanitärbereiche wurde ebenso geachtet wie auf durchgehende statische Elemente, so dass eine wirtschaftliche Erstellbarkeit gewährleistet ist.
Jeder Wohnung ist ein privater Freiraum zugeordnet, der barrierefrei erreichbar ist. Jedes Haus erhält zusätzlich einen eingefriedeten Gemeinschafts- garten. Zwischen den Häusern entsteht eine Wegeverbindung zwischen der Römerstraße und Amselweg, die gleichzeitig autofreier Spielweg für die Kinder der beiden Häuser sein wird (Fahrrad, Bobbycar, Skateboard Rollerblades etc.). Auf diese Weise bildet sich in den Frei- und Grünräumen die gleiche Entwurfskonzeption der räumlichen Sequenzen und eindeutig zugeordneten Nutzungen ab, wie in den Gebäuden. Die eingefriedeten Gemeinschaftsgärten sind für die Hausgemein- schaften identitätsstiftend und führen so zu einer Pflegeverantwortlichkeit.
Die Tiefgarage ist unter beiden Häusern so positioniert, dass die Stellplätze und Wohnungskeller über die Treppenhäuser und Aufzüge direkt angebunden und verbunden sind. Die Einfahrt zur Tiefgarage erfolgt von dem Amselweg und weggerückt vom Straßenkreuzungsbereich. Neben der Einfahrt – als Puffer zum grenzständigen Nachbargebäude – erfolgt das Angebot eines kleinen Abstellraums für Gartenspielgeräte und ggf. andere Utensilien der beiden Hausgemeinschaften (z.B. Bierbankgarnituren für Gemeinschaftsfeste o.ä.).
Besondere Maßnahmen aufgrund der Lärmbelastung aus der Römerstrasse
Die Grundrisskonzeptionen sind so gewählt, dass ein direktes vis-à-vis von Wohnbereichen mit deren vorgelagerten Gärten/Loggien oder Terrassen zur Römerstraße vermieden werden. Die Außenwandkonstruktion zur Römerstraße wird mehrschalig vorgeschlagen mit einer verputzten schweren Kalk-Sand-Stein-Vormauerschale zur Lärmabsorption und wärmedämmendem Mauerwerk dahinter. Zur Römerstraße und zum Laacher Weg orientierte Wohnungsfenster erhalten an die Lärmbelastung angepasste Fensterqualitäten, die projektierte kontrollierte Wohnraumlüftung ermöglicht ausreichende Lüftung auch bei geschlossenen Fenstern.
Die Hausgärten sind eingefriedet. Die zur Römerstraße orientierte Einfriedung besteht aus einer beidseitig begrünten Wand, um die Gärten vor der Lärmimmission zu schützen. Die sonstigen Einfriedungen sind Hecken.
Modellhaftigkeit der Grundkonzeption
Die geschilderte Grundkonzeption, bei der die sensible bauliche Weiterentwicklung der bestehenden Zeilenbauten in L-Haus-Typen oder auch L-Ensemble-Situationen aus Neu- und Altbauten zur Stärkung von gemeinschaftsfördernden Raumsequenzen mit eindeutigen Nutzungs- zuordnungen führt, hat Modellcharakter für den weiteren Grundstücksbestand des Auslobers in der Siedlung. Folgende Abbildungen zeigen Entwicklungsoptionen.
Energetische Lösungen
Derzeit erscheinen zwei alternative Systeme sinnvoll.
Aufgrund der Größe des Bauvorhabens könnte ein Klein-BHKW zur Anwendung kommen. Deutlich bessere Speicher- und Puffersysteme, die kurz vor der Markteinführung stehen, können den bisherigen Nachteil des fehlenden Wärmeabnehmers bei notwendiger Stromerzeugung im Sommer aus- gleichen.
Alternativ kann das inzwischen bewährte System aus geothermischer Wärmepumpe und Strombereit- stellung für die Pumpe aus Photovoltaikelementen auf den Flachdachflächen zum Einsatz kommen.
Eine kontrollierte Wohnraumlüftung ist zur Verringerung von Wärmeverlusten geplant. Die Flachdachflächen werden begrünt.
Alle Systeme müssen im weiteren Planungsverlauf einer Kosten-/Nutzungsanalyse unterzogen werden, um die Investitions- und Folgekosten für Vermieter und Mieter (Stichwort „zweite Miete“) ebenso zukunftsfähig zu gestalten wie den baulichen und freiraumplanerischen Entwurf.