Neustrukturierung, Sanierung und Erweiterung der Jugendbildungsstätte des Erzbistums Köln
Neustrukturierung, Sanierung und Erweiterung der Jugendbildungsstätte des Erzbistums Köln
2011-2018
Das heutige Gebäudeensemble südlich des alles überragenden Altenberger Doms verweist auf das einst hier befindliche Zisterzienserkloster, 1145 gegründet und bis 1803 existent. Eine romanische Vorgängerkirche hatte bereits einen Kreuzgang im Bereich des späteren Kellereigebäudes der barocken Anlage – dem heutigen Empfangshof. 1259 begann mit der Grundsteinlegung für den Neubau der gotischen Klosterkirche, heute bekannt als „Altenberger Dom“, eine drei Jahrhunderte währende gotische Bauphase, an deren Ende eines der wichtigsten Zisterzienserklöster Mitteleuropas stand. Im Barock erreichte das Klosterensemble seine größte bauliche und räumliche Ausdehnung. Nach Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Teile der baulichen Anlage zunächst als Hospital, später als Farbenfabrik genutzt. 1815 durch einen Großbrand zerstört verfiel die Klosteranlage in den Folgejahren zu Ruinen. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte mit dem vom preußischen König finanzierten Wiederaufbau der Kirche und der Errichtung einer „erzbischöflichen Villa“ durch das Kölner Bistum eine erste Wiederbelebung des Ortes, bevor in den Folgejahrzehnten ab 1922 additiv der Ausbau zur Jugendbildungsstätte Haus Altenberg erfolgte.
In enger Abstimmung mit Denkmalschützern und Bodenarchäologen und aufbauend auf einer intensiven Grundlagenermittlung durch Architekt Joachim Schwister des Erzbischöflichen Bauamts schlugen wir vor, dass es einer erneuten Wandlung des Ensembles hin zu einer purifizierten und auf die archaische Atmosphäre eines Klosterortes sich rückbesinnenden Bebauung bedarf, um der historischen Bedeutung des Ortes gerecht zu werden und diese Atmosphäre auch für kommende Generationen zu sichern. Gleichzeitig galt es, die sehr spezifische Stimmung der Institution „Haus Altenberg“ zu bewahren bzw. etwas Neues entstehen zu lassen, was diese Erinnerungen in sich trägt.
So geht die Neustrukturierung des Bauensembles einher mit der grundlegend neu gedachten großräumigen Einbindung in den Landschaftsraum, was insbesondere durch den Rückbau von Wirtschaftsbauten, Straßen und Parkplätzen sowie verwildertem Grün erfolgte. Hier stand das architektonische Bild des „Klosters im Tal“ Pate, um atmosphärisch an die klösterliche Prägung des Ortes zu erinnern.
Konzeptionelle innenräumliche Idee ist es, mit charakteristisch geformten Räumen – insbesondere den Deckenbereichen – an die überwölbten Raumgeometrien der historischen kirchlichen Vorgängerbauten an diesem Ort zu erinnern. Dieses Raumthema gibt den Haupträumen Individualität und Unverwechselbarkeit welche sich ebenfalls in der Materialwahl wiederspiegelt. Handgeformter Klinker und Dickputz in historischer Kellentechnik prägen das Äußere. Im Innenraum wurden im historischen Teil Lehmputze verwandt, neue und vorhandene Sichtbetonteile durch weißen Schlemmputz veredelt und Deckenbereiche der Versammlungsräume und Verkehrswege mittels Holzlamellen geformt und visuell beruhigt.
Die Treppenhäuser sind – ausgehend von der Verschiedenheit der Bestandstreppenhäuser – mit jeweils eigenem Materialthema ausgearbeitet und dienen somit den Nutzer als Orientierungspunkte im Gesamtgefüge.
Mehrfach ausgezeichnet
Kölner Architekturpreis 2018
DAM Preis 2019 Shortlist
EU Mies van der Rohe Award Nominee
Grundlagenermittlung und Vorkonzeption
Joachim Schwister, Erzbistum Köln
Entwurf
Prof. Gernot Schulz und André Zweering
Projektleiterin
Cathérine Minnameyer
Mitarbeiter
Verena Bick, Raphaella Burhenne de Cayres, Hubert Braunisch, Linda Hegenberg, Niklas Menn, Alexander Phan, Christine Pfeifer, Benedikt Reipen, Gudrun Warnking, Caroline Wend, Andrea Zoll, Cordula Zorn
Außenanlagen
gernot schulz : architektur mit Friedrich Altzweig
Fotografie
Simon Wegener, Stefan Schilling
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