Konzept
Im Dialog mit dem Bestand ...
Unter diesem Leitgedanken ist der vorliegende Entwurf entstanden.
Was so einfach klingt ist vielschichtig angelegt:
Der vorgegebene Neubau zeigt zum Bestandsbauwerk in den Fassadenanschlüssen einen Rücksprung. Ziel des vorliegenden Entwurfs ist es jedoch, keinen Kontrast zum Altbau sondern ein zeitgenössisches „Weiterbauen“ zu realisieren.
Als erstes wichtiges Instrument hierfür wird die exakte Aufnahme der Fassadenfluchten des Bestandes durch eine 2. Fassadenschicht eingeführt. Um die Trauflinie einheitlich zu gestalten werden die kleinen Wandenden des Bestandes an den Anschlüssen zur Erweiterung um ein Geschoss bei gleicher Materialität erhöht.
Die 2. Fassadenschicht ist wie eine zusätzliche abstrakte „Information“ über das Gebäude zu lesen und erinnert in ihrer Ausformung daher gewollt an die abstrakte Information eines Barcodes auf heutigen Gebrauchsartikeln. Wir der Barcode selbst hat die 2. Fassadenschicht eine Funktion, welche dem flüchtigen Betrachter verborgen bleiben, sich dem Interessierten aber offenbaren wird:
In den Garagengeschossen werden die senkrechten Lamellen als Schallreflektoren (im Fall des Materials Holz) oder Schallabsorber (im Fall der mit Mineralwolle gefüllten Blechprofile) genutzt. Trotzdem bleibt die Garage aufgrund des Anteils von Öffnungen eine natürlich belüftete Garage. In den Verkaufsgeschossen dienen die Lamellen als Sonnenschutz. Die Verglasung der Verkaufsgeschosse erfolgt in der ersten Fassadenschicht.
Als zweites wichtiges Instrument des „Weiterbauens“ wird die neue Eckbetonung des Gebäudes ausgebildet. Die Dynamik der Bestandsfassade, welche in den gekrümmten Wandscheiben zu einer Betonung der Gebäudeecke kam, wird durch den Neubau gestreckt und erfährt einen neuen End-/Höhepunkt in dem gläsernen Eckelement des Neubaus. Hier werden die Werbeflächen zusammengefasst. Es wird unterschieden zwischen der permanenten Werbung als „Glaslaterne“ für das Rhein-Center und einer frei vermietbaren Fläche für Center-Mieter darunter, welche ihre zumeist vorkonfektionierte Hauswerbung auf eine gläsern-reflektierende Fläche installieren können.
?Die Rampe
In der Weiterentwicklung der Fassadenidee seit dem ersten Kolloquium sind die Ideen der zweiten Fassadenschicht und die der skulpturalen Rampe zu sehr in Konkurrenz zueinander getreten. Wir denken, dass die Rampe soweit wie möglich ihre Massivität verlieren sollte. Die notwendigen tragenden Elemente werden daher in eine Vielzahl von Stahl-Beton-Verbundstützen aufgelöst, welche durch ihre unregelmäßige Stellung den Duktus der Barcode-Fassade wiederholen.
Die Materialien
Ziel ist auch hier, über eine Aufnahme und zeitgenössische Ergänzung der Materialien und Farben des Bestands der Leitidee des „Weiterbauens“ Ausdruck zu geben.
Die Grundmaterialien des Bestandes, grauer Werkstein und Glas, werden in der 1. Fassadenschicht auf selbstverständliche Art und Weise fortgeführt. Ggf. ist aufgrund der Budgetbeschränkung auch farblich angepasster Putz denkbar. Öffnungen in der 1. Fassadenschicht können funktionsgerecht gesetzt werden. Die 2. Fassadenschicht besteht aus grau lackierten Stahlrahmen-Elementen mit senkrechten Holzlamellen, alternativ mit grau beschichteten Metallprofilen. Alle Metallteile werden feuerverzinkt zum Schutz vor Korrosion. Die Holzlamellen bleiben unbehandelt und haben aufgrund des vorgesehenen konstruktiven Holzschutzes eine lange Lebensdauer. Ob Holz oder Metall für die vorgesehene Struktur das richtige Material ist, soll in Abstimmung mit dem Auftraggeber und der Stadt Köln in den folgenden Planungsstufen untersucht werden. Entscheidungskriterien hierbei sollen die angestrebte Schalldämpfung aus dem Garagenbereich und eine Kostengegenüberstellung der Lösungen sein.
Die Konstruktion
Die 2. Fassadenschicht ist mit Abstand vor die vorgegebene Fassadenebene so gesetzt, dass die Bestandsfluchten exakt aufgenommen werden. Dadurch ergibt sich ein Zwischenraum von ca. 100cm. Dies zeigen so auch die Pläne. Es sollte jedoch geprüft werden, ob dieser Zwischenraum reduziert werden kann, um Kosten zu sparen. Die zu vermietende Fläche würde sich ebenfalls geringfügig erhöhen. Eine mögliche Funktion des Zwischenraums (Putz-/Wartungsgang) ist angedacht und sollte in den weiteren Planungsschritten konkretisiert werden.
Das Lichtkonzept
Es wird vorgeschlagen in den Zwischenraum der Fassadenschichten Kunstlicht zu integrieren, um auch während den dunklen Tages- und Jahreszeiten das Gebäude seiner Funktion angemessen zu illuminieren. Blendungen für die Nachbarn werden durch die indirekte Beleuchtung ausgeschlossen. Unter Tageslicht wird das Schattenspiel der 2. Fassadenschicht auf der 1. das Gebäude im Wechsel der Besonnung immer wieder verändern und somit zu einem ästhetischen Gewinn für seine Umgebung werden lassen.